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Karl-Heinz Wolbert – Willanzheim (Unterfranken)

Auszeichnung: 2019 – Bad Windsheim

Laudatio

Karl-Heinz Wolbert aus Willanzheim im Landkreis Kitzingen verkörpert par excellence den typischen fränkischen Dorfschulmeister, der neben seinem pädagogischen Auftrag das Leben im Dorf – aber auch darüber hinaus – insbesondere in kultureller Hinsicht maßgeblich mitgeprägt hat. Er kennt aus seiner Anfangszeit als Lehrer und gleichzeitig Schulleiter noch die „Einklassschule“. Für ihn war es selbstverständlich, nach dem Unterricht zur Mithilfe aufs Feld oder auch in den Kuhstall zu gehen. Als Rektor einer in jeder Hinsicht modernen Grundschule ist er dann vor gut 16 Jahren in den Ruhestand getreten. Dieser kommt jedoch angesichts seines seither weiterbestehenden vielfältigen Engagements als Unruhestand daher.

Karl-Heinz Wolbert hat neben seiner Frau Ilse viele große Lieben. Da ist zum einen die Chormusik, die ihn von jungen Jahren an bis heute begleitet. Als junger Lehrer schon hat er den Chor in Tiefenstockheim gegründet und 40 Jahre lang geleitet. Daneben war er auch Chorleiter im Leistungschor des SV Willanzheim, in Mainbernheim und Chorgruppenleiter der Sängergruppe Kitzingen. Mit seinem unerschütterlichen Humor, Freude an der Musik sowie musikalischer und chorpädagogischer Kompetenz hat er die seinem Taktstock folgenden Sangesschwestern und -brüder zu harmonischen Klangkörpern geformt. Als Ehrenchorleiter zweier Chöre greift er gelegentlich noch heute zum Taktstock, wenn Not am Mann oder der Frau ist.

Doch ließ Karl-Heinz Wolbert nicht nur singen, sondern sang auch selbst, so z. B. bei den Frankobarden, einer „fränkischen Boygroup“, der insbesondere die Bewahrung des fränkischen Mundartliedes am Herzen lag. Diese Sangeskünstler waren weit über die Grenzen des Landkreises Kitzingen bekannt, haben aber vor wenigen Jahren bedauerlicherweise Abschied von der Bühne genommen.

Eine weitere große Liebe von Karl-Heinz Wolbert ist seine fränkische Heimat. Diese lässt ihn seit über 30 Jahren bis heute mit ungemindertem Engagement als Kreisheimatpfleger des Landkreises Kitzingen in Sachen Brauchtum, Trachten, Volkslied, Chorgesang und Mundart wirken. Seine Jahresberichte geben hiervon eindrucksvoll Zeugnis.

Malerische Kleinkunstwerke mit fränkischen Motiven in Festschriften, Chroniken und Chorprogrammen sowie auf Plakaten aus seiner Feder sind weiterer Ausdruck seiner künstlerischen Ader. Vorträge und Lesungen sowie seine Gschichtli bei unterschiedlichsten Veranstaltungen runden sein künstlerisches und heimatgeschichtliches Wirken ab. So bringt Karl-Heinz Wolbert die unerschütterliche Liebe zu seiner fränkischen Heimat gesungen, geschrieben, gemalt und erzählt zum Ausdruck.

Für Karl-Heinz Wolbert hatte der Tag garantiert stets mehr als 24 Stunden bereitgehalten. Anders ist es nicht zu erklären, dass er neben Lehrerberuf, künstlerischem Wirken und Engagement als Kreisheimatpfleger auch noch in der Kommunalpolitik und im kirchlichen Bereich aktiv war bzw. auch heute noch ist. Wegen der im Ofen wartenden Gans will ich nur schlaglichtartig aufzeigen, womit er sich die an sich nicht vorhandene Zeit weiter noch vertrieben hat: Kulturreferent des Landkreises Kitzingen, Pfarrgemeinderat, Dekanatsrat, Beauftragter in der Erwachsenenbildung, Seniorenbeauftragter, Regisseur einer Laienspielgruppe, Mitorganisator im Kinderfasching, und, und, und.

Ein Zitat von ihm selbst nimmt diese Ämtervielfalt treffend in den Blick.

Ich zitiere: „Des Leben wär nur halb so köstli, hätt mer net unner Pöstli“.

Auch wenn sein ältester Sohn bei der Feier zu seinem 80. Geburtstag scherzhaft zum Besten gegeben hat, dass die Familie sich beim Vater schon einen Termin geben lassen musste, ist ihm Familie doch sehr wichtig. Ohne die Unterstützung seiner Frau Ilse, die mit ihm die Liebe zur Chormusik teilt, wären solche vielfältigen Aktivitäten sicherlich nicht möglich gewesen.

Karl-Heinz Wolbert hat auch über den fränkischen Tellerrand hinausgeschaut und im Rahmen seiner Partnerschaftsarbeit sowie beim Schüleraustausch Kontakte nach Ungarn und Frankreich gepflegt. Gelegentlich hat er sich die Welt auch nach Hause geholt. So hat er japanische Musiker, Schweizer Jodler, belgische Kirchentagsbesucher, französische Lehrer, ungarische Winzer oder indische Geistliche bei sich zu Hause beherbergt. Aus seinem sozialen Verständnis heraus hat er einst auch eine bosnische Flüchtlingsfamilie zu Hause aufgenommen und gibt Deutschunterricht für Asylbewerber und für indische Priester.

Vor wenigen Jahren hat er für sein vielfältiges Wirken das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten.

Heute steht ein junggebliebener fränkischer Tausendsassa vor uns, der weit vielseitiger ist als der Würfel, den ich ihm jetzt überreichen werde.
Lieber Herr Wolbert, herzlich willkommen in der bunten Schar der Frankenwürfelträger, die mit Ihnen eine weitere Bereicherung erfährt.

Dr. EUGEN EHMANN
Regierungspräsident von Unterfranken