Zum Inhalt springen

Heinrich Hochrein – Münnerstadt (Unterfranken)

Auszeichnung: 1994 – Neudrossenfeld

Laudatio

Vor einigen Jahren hat Heinrich Hochrein einen Lebenslauf selbst verfasst und ihn »Heini Hochrein – Mürschter und Franke« (mundartliche Bezeichnung für Münnerstadt) überschrieben. Er »schwänzt nachweislich « – wie er weiter schreibt, die Aufnahmeprüfung in »unser« – nicht ohne Stolz – humanistisches Gymnasium, baut, aus dem Krieg zurückgekehrt, mit 21 Jahren zusammen mit Mutter, Vater und Bruder die kriegszerstörten Häuser und die Werkstatt der Familie in Münnerstadt wieder auf und wird in der dritten Generation gelernter Orgelbauer. In diesem Beruf lernt er »Gottes heilige Hallen« in unendlich vielen fränkischen kleineren und größeren Kirchengemeinden kennen und lieben. Auf diesen Tagesfahrten – aber auch Wochenaufenthalten – wird er vom Fränkischen geprägt und vielseitig und widersprüchlich geformt. Er liebt seine Frau – eine der Bürgermeistertöchter aus Pfändhausen, seine drei Kinder, seine fränkische Heimat – »sehr« wie er schreibt. Sein Drehorgelhobby, das fränkische Heimatspiel in Mürscht, der Fasching, die Geschichten in seinen kleinen Büchern und die satirischen Zeitungsglossen im »Mürschter Gebabbel« sind ein Teil seines Lebens. Er denkt stets daran, dass heute der »erste Tag vom Rest eines erfüllten Lebens mit viel Lachen ist« – so sein Originalton.

Heini Hochrein, der »Orgel-Heini«, gilt etwas bei Bekannten, Freunden, Liebhabern, auch »Fans« genannt, aber auch bei seinen Kritikern. – Er fordert doch auch zum Widerspruch heraus – in der Region als Original. Er ist mit sich und seiner Welt einig und kann angemessene Spuren hinterlassen. – Unterstützung, vor allem junger Leute in den 60er Jahren, ließ es gelingen, einen eigenständigen Mürschter Fasching zu etablieren, der schließlich im heutigen Kolpingfasching einmündete. Dass er, der sich nie wirklich in einer Organisation einfangen ließ und lässt, daneben noch einen Handwerkerfasching mit allerlei Schabernack einrichtet, wundert niemand. Er ist überall dabei, wo er und sein Sachverstand, seine handwerkliche Vielseitigkeit, sein Lieferwagen und sein vielseitiges Werkzeug, aber auch seine schlagfertige witzige Zunge gebraucht werden – so bei der Erhaltung der Talkirche nahe seiner Heimatstadt oder bei der Ausgestaltung vielfältiger Veranstaltungen. Bei den Vereinen und Gemeinschaften, in der Familie und Verwandtschaft, bei Freunden und Bekannten ist er als hilfsbereit, sachkundig, humorvoll und aufgeschlossen geachtet und geschätzt. Auf Heini ist Verlass. Er bleibt aber auch irgendwo wieder kantig, zurückgezogen, verschlossen, Einzelgänger. Dort ist er auch in kritischer Distanz zu seiner Umgebung, manchmal misstrauisch, mit scharfer Beobachtungsgabe ausgestattet und der Fähigkeit, wendig, schnell und einfallsreich zu glossieren und gelegentlich bissig, oft satirisch Kritik zu formulieren. Da kommt Heini Hochrein auch wieder aus der Deckung, weil er halt den Mund nicht halten kann, wenn er schon am Alltag seiner fränkischen Heimat teilnimmt. So besteht seit 10 Jahren die Lokalglosse »Mürschter Gebabbel«. Er ist beliebter Gast an den Stammtischen seiner Heimat und so erfreuen sich nicht nur Bürgermeister, Rat und Journalisten seiner schriftstellerischen Aufmerksamkeit, sondern die Gesellschaftsspalte der Stammtische muss sich in unregelmäßigen Abständen seiner Zuwendung würdig erweisen und seiner Fabulier- und Formulierkunst standhalten. Das ist schon heute ein kleines Stück gedruckter zeitgenössischer Heimatgeschichte in nicht ganz wissenschaftlicher Lautschrift.

Das Schriftstellerische spürt der Interessierte noch etwas dichter in den liebenswerten »Büchlein«, wo er mit persönlichen, meist heiteren Erlebnissen als »Mann von der Straße« wohl besser von vielen Wegen durch Franken – die Lebensgeschichte seiner Heimat unverwechselbar den Alt- und Neu-Mitbürgern vermittelt. Die Texte und Geschichten, Knüttelreime und Verse gehen durch manches Fest der Gegend. Am Schluss einer Betrachtung über sehr neumodische Erscheinungen unserer Zeit kommt er zu dem Fazit und Schlusswort:

»Noja – ich lech halt noch ä Walze auf
und schpiel weider Orgel dann.
Viel Schpass wünscht Euch
noch lange Zeit
der Mürschter Drehorgelmann.«

Das ist ebenso einfach wie nachdenklich – wenn man will. Dass er uns Freude wünscht, ist die Verbindung aller unserer fränkischen Wege und Lebensbereiche.

Dr. FRANZ VOGT
Regierungspräsident von Unterfranken