Zum Inhalt springen

Hans Maurer – Ansbach (Mittelfranken)

Auszeichnung: 2018 – Thurnau

Laudatio

Ein Botschafter ist der Repräsentant seines Landes in einem Gastland, um dort die Interessen des Landes zu vertreten und gute Beziehungen zu pflegen. Der Bedeutung seines Amtes entsprechend, wird er üblicherweise mit „Exzellenz“ angeredet. Begrüßen Sie heute mit mir und einem donnernden Applaus unseren neuen mittelfränkischen Gewürfelten und langjährigen fränkischen Botschafter in München, „Seine Exzellenz“, Hans Maurer!

Das Amt eines fränkischen Botschafters wurde Hans Maurer nicht in die Wiege gelegt. Geboren wurde er als Kind eines Landwirts. Dementsprechend schien sein beruflicher Weg vorherbestimmt. Nach acht Jahren Volksschule schloss er einen Lehrvertrag mit den eigenen Eltern, besuchte als sog. „Winterschüler“ die Landwirtschaftsschule in Ansbach und später drei Jahre lang die Höhere Ackerbauschule in Triesdorf.

In dieser Zeit begann auch eine große und Jahrzehnte andauernde Liebe. Er ist ein „Glubberer“, wahrscheinlich einer der ältesten und treuesten Fans. Bereits zwei Jahre nach Kriegsende versäumte er kein einziges Heimspiel der Nürnberger und radelte mit anderen Jungs an jedem Heimspiel-Sonntag zum Stadion, immerhin schlappe 40 Kilometer und zwei Stunden einfach, ohne 21-Gang-Rennmaschine und High-Tech-Funktionskleidung. Hier investierte er jedes Mal ein Zehnerl für den Eintritt und wurde schon 1948 damit belohnt, dass der Club im KO-System gegen Kaiserslautern mit 2 zu 1 den deutschen Meistertitel holte. Das können sich heute manche gar nicht mehr vorstellen, in Zeiten, in denen die Artikel wie folgt dekliniert werden:

  • der Glub,
  • die Glubberer,
  • das Elend.

Aber zurück zur Vita von Hans Maurer: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft zeichnete sich bereits ab und so begann Hans Maurer im Jahr 1954 das Studium zum landwirtschaftlichen Berufschullehrer in München. Ab 1959 war er als Berufsschullehrer in Ansbach, Weißenburg, Uffenheim und Triesdorf tätig und hatte – scheinbar – seinen krisensicheren Beruf gefunden.

Scheinbar – denn dann fehlten plötzlich die Landwirtschaftsschüler und er sah sich gezwungen, sich erneut auf die Schulbank zu setzen. Zwei Jahre an der Pädagogischen Hochschule in München folgten, dann war er wohlbestallter Volksschullehrer, kam 1963 an die Volksschule nach Schalkhausen bei Ansbach, deren Schulleiter er zwei Jahre später wurde.

Ein wendiger Mensch wie Hans Maurer begnügt sich aber nicht mit einem Berufsleben als Lehrer und Schulleiter. Die Politik reizte ihn, weil er etwas für die Menschen bewirken wollte. 1961 gründete er zusammen mit Gleichgesinnten den JU-Kreisverband, am 6. Oktober 1961. Das ist der Tag, an dem nach den beiden Töchtern sein Sohn Stefan das Licht der Welt erblickte. Ob die Verbandsgründung am Geburtstag des Sohnes die volle Zustimmung seiner Ehefrau gefunden hat, ist nicht überliefert, aber wir können uns die Antwort wohl vorstellen.

1970 endete die Karriere als Schulleiter, Hans Maurer wurde in den Bayerischen Landtag gewählt und wirkte dort in unterschiedlichen Funktionen. Im Herbst 1986 wurde er Staatssekretär im Kultusministerium, nur 11 Monate später Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium. Im Jahr 1990 folgte dann der Sprung an die Spitze des Hauses, er wurde Landwirtschaftsminister und nahm dieses Amt drei Jahre lang wahr. 1998, nach seinem 65. Geburtstag, kandidierte er nicht mehr für den Landtag. Er sagt, er wollte nicht, dass es irgendwann heißt: „Wann geht er na endlich?“, sondern: „Schad, dass er geht…“.

Mit dem geplanten Ruhestand wurde es dennoch nichts: Trotz bereits zahlreicher Ehrenämter und Funktionen wurde er „überredet“ Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Landesstiftung zu werden, sein wohl einflussreichstes Amt. Er blieb 11 Jahre in diesem Amt und weilte so weiterhin drei Tage pro Woche fern der Familie in München. Damit fast ein halbes Jahrhundert im „feindlichen Ausland“, in Altbayern, hat ihn diese Zeit aber nicht verändern können. Zutiefst mit seiner fränkischen Heimat verbunden war und ist er bis heute ein fränkisches Urgestein und wahrer Botschafter Frankens im Restbayern geblieben.

In all diesen Jahren hatte Hans Maurer stets ein offenes Haus und ein offenes Herz für die Sorgen und Nöte seiner Mitbürger. Seinen Mitbürgern trat er dabei oft mit feinsinnigem Humor entgegen, in der Öffentlichkeit bewies er sein kabarettistisches Talent. Er ist ein begnadeter Witzeerzähler mit einem schier unerschöpflichen Repertoire, er moderierte u. a. mehr als zehn Jahre die Thanner Kirchweih und selbst bei Vorträgen über scheinbar so ernste Themen wie z.B. den Deutschen Bundespräsidenten oder das Jubiläumsjahr „100 Jahre Freistaat Bayern“ macht Hans Maurer die staubtrockensten Themen zu äußerst heiteren Angelegenheiten. Bei all dem hilft ihm nicht nur sein grenzenloser Witze-Vorrat, sondern auch sein phänomenales Gedächtnis für Lieder, Gedichte und Jahreszahlen. Ein Beispiel: bei dem Vortrag „Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“ berichtete Hans Maurer von schlagfertigen und humorvollen Menschen, z.B. von Reichskanzler Otto von Bismarck. Den fragte einst ein Abgeordneter: „Herr Bismarck, ich habe gehört, dass Sie demnächst nach Afrika reisen wollen.“ Darauf antwortete Bismarck: „Ja, auf dem Rücken des Kamels, das das Gerücht in die Welt gesetzt hat.“

Bei Ihren Vorträgen, lieber Hans Maurer, wird immer viel und herzlich zusammen gelacht. Sie verstehen es eben, Ihre Zuhörer humorvoll zu unterhalten, sie sind witzig, aber nicht auf eine „krachlederne“ Art und Weise. Und so bin ich mir sicher: Wenn alles nicht geklappt hätte, nicht die Karriere als Landwirt, als Lehrer und als Politiker: als prächtiger, witziger Unterhalter, neudeutsch: Entertainer, hätten Sie, lieber Herr Maurer, ganz bestimmt auch Karriere gemacht.

Trotz aller Verdienste und Fähigkeiten ist Hans Maurer ein bescheidener Mensch geblieben. Er ist ausgezeichnet worden mit dem Bundesverdienstorden in drei Stufen, dem Bayerischen Verdienstorden, der Bayerischen Verfassungsmedaille und sogar mit dem Bayerischen Bierorden, er ist Ehrenbürger von Ansbach und von Adelshofen und Ehrenmitglied zahlreicher Institutionen. Auf die Anfrage, ob er denn den Frankenwürfel annehmen würde, antwortete er dennoch vor einigen Wochen in typischer „Maurer-Manier“: „Braucht´s das? Bin ich wirklich würdig?“. Für mich eine sehr sympathische Reaktion, zumal sich im weiteren Gespräch über Ordens- und Auszeichnungsangelegenheiten sofort wieder ein passender Witz anschloss, der auch wieder etwas über den Ordensträger Hans Maurer aussagt:

„In der Münchner Prinzregentenstraße wird ein Mann überfallen. Die herbeigeeilten Polizisten befragen das Opfer: „Wie sah der Täter denn aus? War er groß oder klein?“ „Weiß ich nicht, es ist doch so schnell gegangen.“ „War er dick oder dünn?“ „Konnte ich nicht erkennen, es war doch dunkel.“ „Hat er ein Bundesverdienstkreuz getragen?“ „Nein, da bin ich mir sicher.“ „Dann haben wir ihn gleich!“

Dieser Witz hat natürlich nur Gültigkeit für eine längst vergangene Zeit, als Auszeichnungen noch etwas großzügiger als heute verliehen worden sind.

Ja, lieber Herr Maurer: Wir meinen schon, dass Sie den „fränkischen Oscar“, den Frankenwürfel, „brauchen“, seiner würdig sind und die drei „W´s“ aufs Vortrefflichste erfüllen: Sie sind wendig, witzig und widersprüchlich. Noch besser charakterisieren den Menschen Hans Maurer aber wohl noch drei andere „W“s: warmherzig, wohlwollend und wertschätzend. Das ist vielleicht wiederum auch nicht die allerschlechteste Einstellung und Strategie, um in diesem „zusammengewürfelten Gebilde Franken“, „dem Wirrwarr des Völkertiegels, in dem Mosaik der Landschaften und der Willkür der Gebietsaufteilungen“, wie es das Statut zum Frankenwürfel so trefflich beschreibt, etwas zu erreichen und die Heimat als „Botschafter Frankens“ in München voranzubringen.

Und so will ich frei nach Adenauer enden:

Lieber Herr Maurer: „Sie sind gelobt worden, aber Sie haben es sich auch verdient!“ Herzlichen Glückwunsch und herzlich willkommen im Kreise der Alt- und Neugewürfelten!

DR. THOMAS BAUER
Regierungspräsident von Mittelfranken