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Fredi Breunig – Salz (Unterfranken)

Auszeichnung: 2013 – Bad Windsheim

Laudatio

Er hinterfragt sich selbst, und er hinterfragt sein Publikum, seine Heimat. Er blickt auf sich selbst und noch viel mehr auf die Menschen, die ihn umgeben. Er schaut ihnen in die Seele und immer wieder auch gerne aufs Mundwerk. Was der unterfränkische Gewürfelte 2013 dann daraus macht, das erfreut mittlerweile das ganze Frankenland und macht ihn zu einem geradezu idealen Ausgezeichneten unseres facettenreichen Frankenwürfels.

Frech, hintergründig, zielgenau und dabei stets mit viel Bodenhaftung im Frankenland. Fredi Breunig hat in den vergangenen Jahren eine steile Karriere hingelegt. Vom „Abschter Fosenöchter“ über die „Närrische Weinprobe“ und die „Fassnacht in Franken“ bis hin zum Solokabarettisten in Funk und Fernsehen. Fredi Breunig tanzt auf kleinen wie großen Hochzeiten, und das immer in Rhöner Mundart. Da kennt er sich aus, in der Rhön, im Grabfeld, in den 37 Gemeinden, die sein Heimatlandkreis hat. Ob eine Stadt, ein Dorf oder der Rhöner oder Grabfelder an sich. Überall findet Fredi Breunig Besonderheiten. Vor allem zwischenmenschliche.

Schauen wir mit ihm auf zwei imaginäre Männer, die sich im tiefsten Rhöner Dialekt über einen – zugegebenermaßen – ungezogenen Jungen unterhalten und sich fragen, ob er „doss döff“. Es sind diese kleinen Momentaufnahmen des Lebens auf dem Rhöner Lande, die Fredi Breunig immer wieder findet und für die Bühne aufbereitet. „Döff doss doss?“, fragt sich Breunig, zu hochdeutsch: „Darf es das?“. Es ist die gleiche Frage, die er sich wie auch dem ungezogenen Buben in ihm selbst vor jedem Auftritt immer wieder stellt. „Döff er doss?“ Döff er den Menschen den Spiegel vorhalten, döff er sich über sie lustig machen, über den einfachen Rhöner Burschen genauso wie über die Politiker landauf und landab?

Ein Tausendsassa ist er, der Fredi Breunig, ein leibhaftiger Rhöner Wirbelwind. Mit dicker Brille, kariertem Hemd zum langweiligen Cordanzug sowie Mütze oder Hut auf dem Kopf tritt der Fredi auf die Bühnen, sei es bei einem Pfarrfest, bei einem Firmenjubiläen oder auch in einer Fernsehsendung. Überall ist Breunig heute zu finden, bringt Witze, Witziges wie Hintergründiges mit, immer verbunden mit seiner Heimat, der Rhön und natürlich dem Grabfeld.

In Großeibstadt erblickte er 1959 das Licht der Welt. Oder besser: Die Welt blickte auf jenen kleinen Alfred, wie er damals noch genannt wurde. Den Spitznamen „Fredi“ aus Jugendzeiten behielt er und legte ihn sich später als Künstlernamen zu, der passt auch viel besser zu ihm. Der Vater war Bierbrauer, die Großeltern betrieben das Dorfwirtshaus, da liegt es auf der Hand, dass da ein Vollbluthumorist mit tiefen Wurzeln in die Heimat rauskommt. Als Ministrant, Sänger in der Schola, Kirmesprediger, beim Musik- und Theaterspielen bis zum Fußball und der Fastnacht hat er alles aktiv und hautnah erlebt, was ein typisches unterfränkisches Dorf zu bieten hat. Das Leben auf dem Lande hat Fredi Breunig geprägt, er weiß, wo er herkommt, und hat Land und Leute in Franken kennen und lieben gelernt. Bis heute ist es eine seiner Spezialitäten und Leidenschaften, dem Franken in die Seele und aufs Maul zu schauen. Immer schon auf den Bühnen des Nachbardorfes Aubstadt bei der „Abschter Fosenocht“ hielt er den Bürgern den Spiegel vor, nahm Szenen aus dem alltäglichen bäuerlichen Leben und setzte diese auf der Bühne mit einer ordentlichen Prise Humor und viel Selbstironie karnevalistisch um. Mit der Zeit entwickelte er, der heute als leitender Angestellter in einem hochspezialisierten mittelständischen Unternehmen in Münnerstadt arbeitet und in Salz bei Bad Neustadt an der Saale lebt, immer mehr Züge eines Kabarettisten. Mit immer währendem Lokalkolorit gespickt, versteht sich. Es prägt halt, das Landleben, wie er selbst immer wieder sagt. Und irgendwann muss das alles, das ganze Leben auf dem Lande mal raus, raus dort oben auf der Bühne, am besten vor viel Publikum, das den Rhöner, den Grabfelder wie den fränkischen Dialekt versteht und deuten kann.

Zusammen mit seinem Bühnenkollegen Martin Wachenbrönner als Gotthold und ihm selbst als Eustach hat Fredi Breunig als reichlich trotteliger Zeitgenosse die Rhöner bei mehr als 500 Auftritten auf die Schippe genommen. Natürlich funktionierte da weder das Navigationssystem auf dem Traktor noch die Telefonhotline, mit der ein Rhöner vom Lande sowieso hoffnungslos überfordert ist.

„Döff er doss?“ Döff Fredi so frech auf seine Mitmenschen runterschauen, sie als unfähig in der Bedienung vom Navi wie von der Hotline hinstellen? Er darf, schließlich bekommt er ja Beifall dafür, von seinen Mitmenschen, von den Rhönern und den Grabfeldern und den Franken. Und das nicht zu knapp. Wo der Fredi auftaucht, da ist gute Laune. Da toben die Zuhörer beim alljährlich ausverkauften Starkbieranstich, nein, nicht auf dem Nockherberg, sondern beim Rhön-Grabfelder Politiker Derbläggn in Burglauer. Ohne Fredi Breunig wäre dieser Abend, der schon nach einigen, wenigen Auflagen Kult ist, gar nicht denkbar. Wer außer ihm sollte in die Rolle des Fastenpredigers Elisäus vom Kloster Kreuzberg schlüpfen und sich – genüsslich – jeden wichtigen und weniger wichtigen Politiker, vom Dorfbürgermeister bis zur Bundestagsabgeordneten vorknöpfen. In der Kutte der Franziskaner mit dem Bierkrug in der Hand. Der Fredi Breunig, der „döff doss“, einmal mehr. Oder der von ihm erst in diesem Jahr erfundene Rhöner Mundart „Grooh Brie“, den er sich vom „Grand Prix d’Eurovision de la Chanson“ abgeschaut hat und der schon bei der ersten Auflage mit Rhöner Mund-„Artisten“ für ein volles Haus und reichlich Unterhaltung sorgte. Mal wieder der Fredi Breunig, mal wieder ein voller Erfolg.

Doch zählt bei ihm nicht nur das gesprochene Wort, auch das Geschriebene wird immer wichtiger, wird sichtbar, macht ihn omnipräsent. Regelmäßig ist er treffsicher mit Mundart-Glossen in der lokalen Presse zugegen, wie immer mit dem Schalk im Nacken, mit dem Spiegel in der Hand, den er seinen Rhönern vorhält.

Oder wenn er zu „Brezel, Bier un domms Gebabbel“ in das klitzekleine Dorf Wargolshausen einlädt, um Aktuelles zu diskutieren und auf seine ganz eigene Weise zu kommentieren. Man darf nicht alles so ernst nehmen im Leben, sagt sich der Fredi Breunig immer wieder. In der Rhön schon gar nicht. Lieber alles mit Humor, mit Witz, mit Geist wie auch mal mit groben Worten versehen. Alles, was die Rhöner wie die Franken so einzigartig macht muss ans Licht, muss „nauf“ die Bühne,.

Lieber Alfred „Fredi“ Breunig, Sie dürfen sich nun als Gewürfelter als ein besonderes Rhön-Grabfelder Original mit Prädikat „wertvoll“ bezeichnen. Die Rhöner und natürlich vor allem die Grabfelder sind mächtig stolz auf Sie, weil Sie mit Leib und Seele ein Franke sind, der mit Witz, Wendigkeit und Widersprüchlichkeit Freude am Leben hat und es versteht, diese Freude auch weiterzugeben. Herzlichen Glückwunsch!

Dr. PAUL BEINHOFER
Regierungspräsident von Unterfranken