Auszeichnung: 1990 – Würzburg
Laudatio
Der Frankenwürfel ist kein Verdienstorden um Franken, sondern eine Auszeichnung für fränkische Denk- und Lebensart. Deshalb bleiben die vielgestaltigen Verdienste von Dr. Wolfgang Buhl um Franken heute einmal beiseite und seine Persönlichkeit selbst rückt ins Blickfeld. Und hier liegen die Dinge zugegebenermaßen nicht einfach. Schließlich ist er im sächsischen Reinsdorf geboren und kam erst nach dem 2. Weltkrieg ins Fränkische, ein Ortswechsel freilich, der seinen folgenden Lebensabschnitt prägte.
Vieles von der fränkischen Lebensart färbte auf Wolfgang Buhls Leben ab, ohne dass er deshalb seine sächsische Herkunft verleugnete. Aber so, wie Sachsen und Franken in jüngster Vergangenheit in einer größeren Einheit aufgegangen sind, verschmelzen beide Stammeselemente auch in seiner Persönlichkeit und lassen sich nicht mehr trennen. Zu Recht hat man ihn deshalb als den frankenfreudigsten Sachsen bezeichnet.
Wer über den »Selbstmord im deutschen Drama« promoviert, »Pflaumen des Pegasus« erntet und Starkdeutsch beherrscht, dem kann man Originalität nicht absprechen. In seinen zahlreichen literarischen Arbeiten blitzt die Liebe zum Kleinen und Liebenswürdigen auf, und die Neigung des Franken zum Detail wird spürbar. Das Einfache, nicht das Artifizielle, das überschaubare und nicht das spektakulär Große, das hat ihn angezogen. Witziges und Widersprüchliches, ja nicht selten Bayerisch-Ketzerisches erheben aus dem Strom seiner oft pointiert formulierten Prosa keck das Haupt und dies nicht nur aus der Optik Nürnbergs, dessen Rundfunkstudio er den Namen »Studio Franken « verschuf, sondern aus dem Erleben der Provinz, deren Lob er sang. Die Sicht der Dinge ist dabei nicht etwa einer dioptrienstarken fränkischen Brille zuzuschreiben, sondern kommt direkt aus dem Sehzentrum im Hinterkopf des Ausgezeichneten.
Dort hat Wolfgang Buhl als kritischer Mensch nicht nur das Wendige, das Witzige und das Widersprüchliche gespeichert, sondern, wie sich aus verschiedenen seiner Veröffentlichungen ergibt, auch andere fränkische Eigenschaften, wie: stur, hausbacken, undiplomatisch, beleidigte Leberwürste, Kleinigkeitskrämer, Pfennigfuchser, ewig unzufrieden, die Zukurzgekommenen vom Dienst – das sind nur einige, noch dazu wenig schmeichelhafte Charakteristika, die er den Franken beilegt.
Solche Franken zeichnen wir aber nicht aus. Wäre dem so, wären Sie, lieber Herr Buhl, heute nicht mit dabei. Und auf Sie trifft auch das von Ihnen zitierte angebliche Sprichwort aus Kamerun zu: »Und scheint der Mond auch noch so stark, irgendwie ist es doch finster«, das ich umgekehrt reziprok so formulieren möchte: »Und sträubt sich auch manches in Ihnen gegen den gewürfelten Franken, irgendwie sind Sie es doch.«
HEINRICH VON MOSCH
Regierungspräsident von Mittelfranken