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Roland Metz – Arnstein (Unterfranken)

Auszeichnung: 2000 – Lichtenfels

Laudatio

Wer Roland Metz kennt, der ist erstaunt, dass der mit allen fränkischen Wassern gewaschene und gewiefte Kommunalpolitiker bisher ungewürfelt durchs Leben gegangen ist. Vereinen sich in seiner Person doch die drei Eigenschaften des Wendigen, Witzigen, Widersprüchlichen, die der Frankenwürfel symbolisiert, in idealtypischer Form.

Roland Metz ist ein echt fränkisches Gewächs. Er ist in Würzburg als ältestes von neun Geschwistern geboren und hat seine Kindheit in einer fränkischen Mühle im Werntal verbracht. Man weiß von ihm, dass er den fränkischen Schoppen, das fränkische Bier und die fränkische Brotzeit über alles liebt.

Dass er trotz seiner Heimatverbundenheit ein Mensch ist, der weit über den fränkischen Tellerrand hinausschaut, zeigt schon sein Engagement für die Städtepartnerschaft zwischen Arnstein und der französischen Stadt Cancale, die für ihre deliziösen Austern in Feinschmeckerkreisen bekannt und berühmt ist.

Mittelpunkt seines Lebens aber ist die Stadt Arnstein, für die er sich seit vielen Jahren engagiert. Im Jahr 1966 in den Stadtrat gewählt und seit 1972 Erster Bürgermeister, später auch Kreistagsmitglied und stellvertretender Landrat, versteht er es wie kein Zweiter, mit seinen Bürgern umzugehen. Gar mancher, der mit klaren Forderungen und Vorstellungen zu ihm kam, hat erst, wenn er gegangen war, »wirklich« gewusst, was er denn eigentlich von Roland Metz gewollt hat. Ein Bürgermeister-Kollege von Roland Metz hat dies einmal so charakterisiert: Auch wenn noch keiner weiß, wo es hingeht und was es überhaupt gibt, Roland Metz war schon dort.«

Wer die verschiedenen Interessen in einer Stadt mit 12 Ortsteilen und ebenso vielen Dorfkirchen unter einen Hut bringen will, der muss schon wendig sein und vielfältige Fähigkeiten in sich vereinigen: Die Fähigkeiten eines Raubtierdompteurs, eines Pokerspielers, eines Betriebspsychologen und eines Schafhirten, der auch noch selbst den Hirtenhund spielt.

Dass Arnstein nicht nur der Mittelpunkt seines Lebens, sondern ein Ort von globalem Interesse ist, zeigt sich in der Tatsache, dass in seiner Gemarkung der Schnittpunkt des 10. östlichen Längengrades mit dem 50. nördlichen Breitengrad liegt. Es ist klar, dass Roland Metz genau an diesem Punkt ein Flurbereinigungsdenkmal errichten ließ.

Mit seinem alljährlichen Gang in die Bütt beim örtlichen Karnevalsverein – und das seit beinahe 40 Jahren – beweist er, dass er nicht nur einen ausgeprägten, echt fränkischen Humor besitzt, sondern dass er auch über sich selbst lachen kann. Aber er setzt den Humor auch als Waffe ein, mit der er die Leute entwaffnet. Oft hat er eine Situation im Stadtrat entschärft, indem er die hohen Ratsmitglieder dazu gebracht hat, über sich selbst zu lachen. So wird überliefert, dass er einen ihm nicht genehmen Antrag so kommentierte: Bevor der Antrag durchgehe, müsse man erst den Bürgermeister erschlagen und dann den zuständigen städtischen Beamten – der nebenbei auch Jäger ist – erschießen. So ist das halt im Zusammenspiel zwischen einem starken Bürgermeister und einem vielschichtigen Stadtrat. Man muss zur rechten Zeit die Alternativen aufzeigen.

Bei seiner Arbeit zur Hilfe kommt ihm sein natürliches Redetalent, das er seit seiner frühesten Jugend trainiert hat. Schon als kleiner Bub hat er sich auf jeden erreichbaren Hügel gestellt und Reden an seine Spielkameraden gehalten, die – so wird behauptet – eines Cicero würdig gewesen wären. Und wer ihn erst einmal gehört hat, wenn er aus dem Fundus seiner intimen Kenntnis der unterfränkischen Geschichte auf den großen Sohn der Stadt Arnstein, den in der Goethezeit viel gelesenen »Historiker der Deutschen«, Michael Ignaz Schmidt (1736–1794), zu sprechen kommt, der ist von Roland Metz gebannt und fasziniert.

Das Widersprüchlichste an ihm ist die rote Farbe seiner Haare, die im harten Kontrast zu seiner parteipolitischen Gesinnung steht. Aber auch in seiner Rede kann er Gegensätzliches zum Tragen bringen, wenn er die größten politischen Grausamkeiten vorträgt und mit einem herzhaften Lachen abschließt. Es macht Roland Metz auch nichts aus, persönlich einen großhubigen Wagen einer nicht näher genannt werden wollenden Automobilmarke zu fahren und sich gleichzeitig äußerst engagiert für den Umweltschutz einzusetzen, etwa mit der beispielgebenden Aktion »Natur in der Gemeinde «, oder der ökologischen Gartenschau. Dank seines Einsatzes besitzt Arnstein die größte Heckenlandschaft im Landkreis Main-Spessart.

Seinem Mutterwitz gelingt es immer wieder, das Widersprüchliche auch sichtbar werden zu lassen, etwa wenn er bei der jährlichen Wallfahrt auf den Kreuzberg zu seinem Begleiter, der ein waschechter Preuße ist, sagt: »Ich weiß nicht, ob es eine Sünde ist, wenn man ein Preuße ist, aber bereuen könntest du es schon«.

Roland Metz steht seit nun mehr als 34 Jahren im öffentlichen Leben. Seinen Wunsch, sich mit Ablauf der Wahlperiode ins Privatleben zurückzuziehen, kommentiert er auf seine typische, unsentimentale Weise so: »Dann reichts mir, und den Leuten reichts dann auch.« Fürwahr, ein Gewürfelter«!

Dr. PAUL BEINHOFER
Regierungspräsident von Unterfranken