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Otto Ammon – Forchheim (Oberfranken)

Auszeichnung: 1997 – Giechburg

Laudatio

Otto Meinrad Ammon, vulgo »König Otto«, wurde vor einem biblischen Menschenalter in Reuth bei Forchheim geboren, was ihn lebenslang als »Reuther Kuckuck« ausweist. Mit 16 war er Flakhelfer, mit 19 Ehemann, mit 21 Vater. Mit 29 rauchte er seinen letzten Glimmstengel, als gestandener Dreißiger brachte er satte zweieinhalb Zentner auf die Waage. Seit seinen reiferen Jahren genießt er allseits Bewunderung als ranker, schlanker Gesundheitssportler.

Von der Wiege an bewies Otto Ammon politisches Format. So hatte er es verstanden, seinen nachmaligen zweiten Bürgermeister bereits als seinen Taufpaten an sich zu binden. Mit 26 war er Deutschlands jüngstes Gemeindeoberhaupt. Anno ‘64 wurde er Landrat von Forchheim und als solcher nicht weniger als fünfmal in Folge wiedergewählt. Irgendwann muss ihm die Kreis- oder Stammtischbevölkerung die Königswürde angetragen haben, und im vorigen Jahr hat er sich schließlich nach 32-jähriger Regentschaft als zweitdienstältester Landrat der Bundesrepublik auf so schöne Dinge wie das Walten als (quasi) Schlossherr in Hundshaupten oder das Brennen edler Wässerlein in der Schnapsbrennerei seiner Frau zurückgezogen.

Für den Frankenwürfel qualifizieren Otto Ammon weniger die kaum überschaubare Fülle seiner Leistungen und Erfolge, ämter und Auszeichnungen als vielmehr die markante Handschrift seiner Amtsführung. Dynamisch war sie vor allem, denn: »A höggäda Groa find niggs.« Von Gesetzen und Beamten hatte Landrat Ammon im Grundsatz eine hohe Meinung, aber allzu viel von beidem hielt er nachdrücklich für ungesund. »Wo drückt den Bürger der Schuh?«, war seine Königsfrage, und: »Wie kann ich ihm helfen? «. Und hierbei stellte er im Zweifelsfall seinen gesunden Menschen- und Landratsverstand über alle gesetzgeberische Weisheit – was höheren Orts, wie jeder verstehen wird, nicht immer Freudensprünge ausgelöst hat…

Das hinderte Innenminister Beckstein nicht, ihn als »institutionalisierte Bürgernähe « lobzupreisen. Ministerpräsident Stoiber lobpries ihn, noch staatsmännischer, als »Paradestück eines bayerischen Landrats in der Ausfüllung der ›janusköpfigen‹ Funktion als politischer und staatlicher Landrat«. Auf gut fränkisch sagt man dazu schlicht und handfest »gewitztes und gerissen erfolgreiches Verhalten in der kommunalen Politik « – nachzulesen in der Urkunde zur Verleihung des seltenen Ehrentitels eines fränkischen »Erzfreckers«.

Ammon selbst: »Ich habe mich bemüht, menschlich zu sein, und ich bin froh, zu der Art Menschen zu zählen, die Fehler machen. Die sind nämlich menschlicher als die Rechthaber, Makel- und Fehlerlosen.« – Wer sich so outen kann, ist über den Erzfrecker – der er natürlich nichtsdestominder bleibt! – hinausgewachsen und zum Gewürfelten gereift.

Dr. ERICH HANIEL
Regierungspräsident von Oberfranken