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Dr. Gerhard C. Krischker – Bamberg (Oberfranken)

Auszeichnung: 1999 – Volkach

Laudatio

deä bischof fo bambärch

deä eädsä will
alla daum fägiffdn
däs deä mä fai
än hailichn gaisd däwischd

fai obbochd

der bischof von bamberg

der erzbischof will
alle tauben vergiften
dass der mir nur
den heiligen geist erwischt

obacht

Soweit Dr. Gerhard C. Krischker!

Dieses von Mutterseite fränkische, von seines Vaters Seite schlesische, insgesamt aber Ur-Bamberger Gewächs wird heute mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet. Warum? Weil er wendig, witzig, widersprüchlich ist – na klar. Aber so einfach ist die Antwort nicht. Da muss ich schon tiefer schürfen …..

Dr. Krischker ist Meister des Wortes. In unnachahmlicher Art und Weise mit bisweilen bissiger Ironie erzählt er Bambergern Bambergerisches auf Bambergerisch mit bambergerischer Akzentuierung und Pointierung. Das Gedicht um die lästig gewordenen Tauben und den dominierenden Domberg macht dies deutlich.

Der geborene Bamberger, der in Erlangen Germanistik und Geschichte studiert hat und sich selbst als »Hof- und Unterhaltungsnarr « bezeichnet, begann Mitte der siebziger Jahre, Mundartgedichte zu schreiben. Später kamen Kurzgeschichten dazu. In seinem ganzen Werk wird deutlich, wie eng Dr. Krischker seiner Heimatstadt verbunden ist. Für sein Schaffen wählte er bewusst die Bamberger Mundart. Er macht Schluss mit dem Vorurteil, Mundartlyrik sei von vorneherein »primitiv und geistlos«, ihr Adressat von vorneherein das »einfache Volk«. Er wählte vielmehr den mundartlichen Realismus, um den Bürgern das – wie er sagt – »Erkennen jener wahren und falschen Herren, die das Volk jahrhundertelang zu Obrigkeitsdenken und Unmündigkeit erzogen haben «, zu erleichtern.

Dr. Gerhard C. Krischker klagt falsches und engherzig-kleinbürgerliches Denken aber auch bei seinen Adressaten an. Er »erblickt zuweilen auch die Haare auf des Volkes Zähnen« – so schrieb die Nürnberger Zeitung. Dies ist legitim und wird so von seinen Lesern auch erwartet. Der »Ludwig Thoma des Frankenlandes« – so bezeichnete ihn Prof. Dr. Gerhard Wirth – gibt sich immer als Bamberger zu erkennen, gibt sich als einer von denen, um die es letzten Endes geht.

Dr. Krischkers stetiges Anliegen ist die kritische Auseinandersetzung mit »seinem« Bamberg. Dabei ist sein Verhältnis zur Heimatstadt geprägt durch eine Art Hassliebe. Bloßes Schönfinden hält Krischker für borniert, das Schönreden von Nachteilen und Fehlern für verlogen. Auch seine Heimatstadt muss man sehen wie sie ist – nicht nur ihre Sonnen-, sondern auch ihre Schattenseiten. Nur so kann man Träume und Visionen entwickeln und realistisch in die Zukunft blicken.

Bezeichnend ist seine Antwort in einem Interview auf die Frage: »Was gefällt/was missfällt Ihnen an Bamberg/den Bambergern? « Die Antwort lautete: »Alles!«

Die Mundart dient Krischker nicht nur als Mittel zur Identifizierung mit den Adressaten, sondern auch als Vehikel, seine Ansichten und Meinungen zu transportieren. Mit Witz und Spott will Krischker in der Mundart jedermanns Belange vertreten und befördern.

Krischker sagt den Bambergern in und mit ihrer eigenen Sprache, was zu sagen ist. In jeder Lebenslage hält er ihnen den Spiegel vor, auch wenn die eigentliche Aussage oft vielleicht zwischen den Zeilen steckt.

Mit all seinen diesen Fähigkeiten ausgestattet ist Dr. Krischker seit 1998 im Bamberger Stadtrat – gerne wäre ich bei einer Sitzung dabei, um zu hören, wie sprödes Verwaltungsdeutsch auf Bambergerisch klingen kann.

Gerhard C. Krischker ist bereits heute ein Klassiker. Beim Bayerischen Rundfunk meinte ein Hörer: »Den wird man eines Tages genauso loben, ehren und sammeln wie K. Valentin oder Weiß«.

Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen. Franken und sein »Bambärch« können stolz sein auf ihren neuen »Gewürfelten «!

HANS ANGERER
Regierungspräsident von Oberfranken