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Bernd Mayer – Bayreuth (Oberfranken)

Auszeichnung: 2002- Sommerach

Laudatio

Kunst ist oft auch politisch und der Politik wohnt manchmal ein größeres künstlerisches Element inne, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Widersprüchlich? Vielleicht kommen wir der Antwort auf diese Frage heute etwas näher. Denn der diesjährige oberfränkische Gewürfelte bewegt sich seit nunmehr über 30 Jahren wendig in diesen beiden gesellschaftlichen Bereichen, die auf den ersten Blick so widersprüchlich erscheinen.

Der typische Franke ist wendig, witzig und widersprüchlich. Ich freue mich sehr, Ihnen mit Herrn Bernd Mayer einen herausragenden Vertreter fränkischer Art heute vorstellen zu dürfen – einen, der das typisch Fränkische perfekt personifiziert.

Bernd Mayer oder auch der »Mayers- Bernd«, wie man Bayreuths langjährigen Zweiten und nunmehr Dritten Bürgermeister gerne nennt, hat in Bayreuth Kultstatus, schrieb eine Bayreuther Zeitung erst in diesem Jahr. Warum? »Weil er keinen Unterschied macht zwischen den Großen und den ganz Kleinen und weil ihm Menschen wie Du und ich fast lieber sind als die »Großkopferten «. Weil er sein Gegenüber stets ernst nimmt, sich sozial sehr stark engagiert, weil er ein bekennender Bayreuther ist, den die Geschichte seiner Stadt ungleich mehr fasziniert als so manche Stadtratssitzung. Weil er, der gelernte Journalist, sein Bayreuth besser begreift als die meisten anderen, indem er es ›buchstäblich‹ beschreibt «, so die Tageszeitung weiter.

Aber langsam, der Reihe nach: Obwohl in Berlin geboren, ist Bernd Mayer ein echtes Bayreuther Kind, hier aufgewachsen, hat hier seinen Beruf als Journalist ergriffen und ist hier in die politische Landschaft hineingewachsen. Für Bayreuth hat er sich von Anfang an ganz stark engagiert, seine Liebe zu Bayreuth hat eine Palette kulturellen und politischen Schaffens zum Wohle dieser Stadt und ihrer Bewohner hervorgebracht: Seit 1961 arbeitete er in der Redaktion des »Bayreuther Tagblatts« mit, ergriff den Beruf des Journalisten und wurde 1963 Lokalredakteur. Seit 1970 ist er hauptberuflich beim Evangelischen Pressedienst (epd) und freier Mitarbeiter bei der »Süddeutschen Zeitung«. Wer sich mit der Geschichte Bayreuths, seiner Bürger und Gäste beschäftigt, der kommt an ihm nicht vorbei: Im Lauf seines Lebens hat Bernd Mayer eine Bilder- und Dokumentensammlung von über 100.000 Objekten zur Bayreuther Stadtgeschichte aufgebaut. Unermüdlich ist er in dieser Mission weiter unterwegs. Allein schon deshalb ist er als unverkennbare Gestalt aus dem Bayreuther Stadtleben nicht wegzudenken. Herausragend im unmittelbaren Sinn, schlank und wach, das Haupthaar mit einer Schildmütze geschützt. überall taucht er auf: bei Flohmärkten, in Antiquitätenläden, bei Auktionen und überall dort, wo es – vielleicht – alte Bilder, Postkarten oder längst vergessene Dokumente über Bayreuth noch gibt. Er hat auch selbst immer (sicher auch heute) einen kleinen Fotoapparat dabei und archiviert sofort, was ihm begegnet. Es ist nur folgerichtig, dass er, der Bayreuth kennt – ich will fast sagen wie kein anderer – bereits mehrere Bücher herausgegeben hat. Ein absoluter Bestseller ist sein vom Nordbayerischen Kurier herausgegebenes Buch »Bayreuth im 20. Jahrhundert«, mit bald 20.000 verkauften Exemplaren das erfolgreichste Bayreuth-Buch aller Zeiten. Unser Gewürfelter ist darüber hinaus Autor von vier weiteren großen Bayreuth-Bänden:

»Bayreuth, wie es war«
»Bayreuth – die letzten fünfzig Jahre«
»Bayreuth á la carte«
»Chronik Bayreuth 1989«

An unzähligen Büchern und Publikationen zur Heimatgeschichte hat er darüber hinaus mitgewirkt. Insbesondere ist hier zu nennen die überarbeitung des 1991 neu aufgelegten Stadtbuches »Verliebt in Bayreuth«. Die Hauptpersonen in Bernd Mayers Büchern sind stets Bayreuths Bürger und natürlich die Berühmtheiten auf Wagners heiligem Hügel.

1972 wurde Herr Mayer erstmals in den Stadtrat der Stadt Bayreuth gewählt. Ab 1990 bekleidete er das Amt des Zweiten Bürgermeisters, seit 2002 ist er Dritter Bürgermeister. Seine vielfältigen Verdienste hier aufzuzählen – gerade sein innovatives Engagement im Bereich der sozialen Arbeit mit Menschen , die eher am Rande unserer Gesellschaft stehen (er ist z.B. Mitbegründer des Vereins »Kontakt« für psychosoziale Hilfen und war dort über 2 Jahrzehnte lang Vorstandsmitglied) – würde den Rahmen dieser Veranstaltung mit Sicherheit sprengen und auch nur einen kleinen Teil des Bernd Mayer widerspiegeln, den wir heute mit dem Frankenwürfel auszeichnen.

Insgesamt verkörpern Sie, lieber Herr Mayer, wie es ein Journalist der regionalen Tageszeitung »Nordbayerischer Kurier« (Herr Gert-Dieter Meier, unser Anreger) einmal formuliert hat, den Idealtypus des fränkischen Freigeistes. Beim ersten Hinschauen werden Sie mit Ihrem verschmitzten, gewinnenden Lächeln und Ihrem zurückhaltenden Auftreten zuweilen vielleicht sogar unterschätzt, beim Hinhören aber merkt man: Sie sind ein menschenfreundlicher Intellektueller, haben vieles zu erzählen und Sie schöpfen dabei aus einem einzigartigen Fundus bayreutherischer Wahrheiten, die auch (oder gerade dann) wunderbar schlüssig sind, wenn sie durch den zeitlichen Abstand vielleicht die eine oder andere Ausschmückung erfahren haben. Was auch immer Sie zu erzählen haben: Sie tuns mit Charme, Witz und Hintersinn, eine fürwahr entwaffnende Mischung, die Sie – und jetzt wirds politisch – zu einer nicht wegzudenkenden Größe im öffentlichen Leben der Stadt Bayreuth macht: denn Ihr Witz, zusammen mit dem journalistischen Handwerkszeug und dem sozusagen beruflich bedingten göttlichen Segen (Journalist beim Evangelischen Pressedienst), machen Sie nicht nur charmant, sondern auch erfolgreich. Und das, obwohl Sie Widerspruch , wenn Sie ihn für nötig halten, auch schon mal offen artikulieren.

Was zeigt uns das? Dieser Mann kommt an im Volk und beim Volk. Weil er ihm aufs Maul schaut, es mithin ernst nimmt und sich von ihm auch motivieren lässt zu neuen Taten.

Wie beliebt Bernd Mayer bei seinen Bayreuthern ist, zeigt ein wohl einmaliger Rekord, den er erst wenige Tage vor seinem diesjährigen 60. (ich darf das doch sagen Herr Mayer?) Geburtstag aufgestellt hat. Dreimal in Folge hat er bei Kommunalwahlen in Bayreuth das Kunststück fertiggebracht, die mit Abstand meisten Wählerstimmen aller Kandidaten auf sich zu vereinen. Gibt es einen schöneren Beweis dafür, dass ihn »seine« Bayreuther halt einfach mögen?

Wenn mich heute jemand fragt, wie ich Herrn Mayer am besten charakterisieren kann, so antworte ich natürlich: WWW – wendig, witzig, widersprüchlich, wie es die Statuten zur Verleihung des Frankenwürfels eben vorsehen. Sagen könnte ich freilich ebenso: KKK – Kunst, Kultur, Können. Schön wäre auch das Spiel mit den beiden Varianten des fränkischen »weichen« und »harten« »B«: PPP- Persönlichkeit, Profil, Politiker! Oder , wie der Bayreuther Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz es einmal mit BBB zusammengefasst hat: »Bernd Mayer, Bürger Mayer, Bürgermeister Mayer«.

Lieber Herr Mayer, wie Sie die Dinge des Lebens mit Ihrem Temperament, Ihrer Munterkeit des Gemüts und Ihrer individuellen, wahrhaftigen Beobachtungs- und Beurteilungsgabe angehen, verschafft Ihnen Sympathie-Bande weit über Bayreuths Grenzen hinaus. Schön, dass es Menschen wie Sie gibt, die Politik mit kulturellem Feinsinn erfüllen und die damit den Alltag farbiger gestalten. Ich freue mich, Sie in den Kreis der Gewürfelten aufnehmen zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch!

HANS ANGERER
Regierungspräsident von Oberfranken