Auszeichnung: 2025 – Schloss Werneck
Laudatio
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Alt- und Neugewürfelte,
wir haben ja schon so manche Hoheit in den Kreis der Gewürfelten aufgenommen – aber noch nie eine Königin des Sports.
Zeit wird es – bitte applaudieren Sie für Alice Walchshöfer, die „Queen Mum“ der (oder wie man hier in Franken sagt „des“) Challenge Roth!
Bereits vor 41 Jahren fand der erste Triathlon im mittelfränkischen Roth statt, damals über die Kurzdistanz und unter dem Namen „Franken-Triathlon“. 83 Teilnehmer wollten den neuen Sport aus Hawaii ausprobieren. Initiator war Detlev Kühnel zusammen mit dem TSV Roth, aber Herbert und Alice Walchshöfer haben von Anfang an kräftig mitgemischt.
Vier Jahre später, im Jahr 1988, wurde der Rother Triathlon zum „Ironman Europe“ – einem Wettkampf auf der Langdistanz über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einem Marathonlauf über 42,2 km. Aus organisatorischen und finanziellen Gründen musste man das Label „Ironman Europe“ im Jahr 2001 aufgeben. Sponsoren sprangen ab und auch die Teilnehmerzahlen sanken. Ob es gelingen würde, die Langdistanz in Roth zu halten, war damals völlig offen.
Aber: Herbert und Alice Walchshöfer sahen nicht nur die Probleme, sondern auch die Möglichkeiten und wagten einen Neuanfang. Und das trotz der wahrlich nicht einfachen Rahmenbedingungen. Herbert Walchshöfer kündigte sogar seine sichere Stelle als stellvertretender Marketingleiter der Stadt Nürnberg.
Liebe Frau Walchshöfer, man sagt, in Ihrem „königlichen Keller“ in Pfaffenhofen begann Ende 2001 die Erfolgsgeschichte des „Challenge Roth“. Mit einem Server im Kellerabgang, wenig Tageslicht, vielen Ideen, so gut wie keinen Sponsoren – aber mit dem Glauben, „es“ schaffen zu können. Von dort aus – sozusagen im Homeoffice – organisierten Sie und Ihr Mann den ersten Challenge Roth, der am 14. Juli 2002 stattfand und gleich ein Riesenerfolg war. Dieser Erfolg setzte sich auch in den nächsten Jahren fort.
Im Jahr 2007 musste die Familie Walchshöfer einen schweren Schicksalsschlag verkraften – Herbert Walchshöfer starb im Alter von nur 58 Jahren nach längerer Krankheit, was die Familie noch enger zusammenschweißte.
Sie, liebe Frau Walchshöfer, haben aber nicht aufgegeben, und auch dieses Schicksal angenommen und gemeinsam mit ihren beiden Kindern weitergekämpft. Dank des Engagements der Familie Walchshöfer und zweier großer Sponsoren schaffte es der Challenge Roth, sich zu etablieren und ist bis heute eine Erfolgsgeschichte.
Für die Walchshöfers ist der Triathlon mehr als ein Wettkampf: es ist eine Lebenseinstellung. Mit Liebe zum Detail und unermüdlichen Einsatz haben sie eine Veranstaltung geschaffen, die Sportler und Zuschauer gleichermaßen begeistert.
Im Juli 2025 waren über 3.400 Einzelpersonen und 650 Staffeln aus 60 Nationen am Start. Über eine Viertelmillion Zuschauer verfolgten das Geschehen vor Ort, Millionen weltweit am Bildschirm.
Charakteristisch für den Challenge Roth ist die Herzlichkeit, die familiäre Atmosphäre – und dafür stehen auch Sie, liebe Frau Walchshöfer. Sie und Ihre Familie haben Ihre Begeisterung und Leidenschaft für den „Challenge“ weitergegeben an den gesamten Landkreis, insbesondere auch an die 7.500 Helferinnen und Helfer, von denen viele im Ehrenamt tätig sind.
Von dieser einmaligen Atmosphäre in Roth, liebe Frau Walchshöfer, schwärmen die Triathletinnen und Triathleten aus aller Welt und kommen jedes Jahr wieder. Es wundert also nicht, dass die Startplätze bei der Online-Anmeldung innerhalb von 20 Sekunden ausgebucht sind.
Und ebenso wenig wundert es, dass bei einem solchen Engagement auch Titel und Auszeichnungen nicht lange auf sich warten lassen.
Der Challenge Roth wurde letztes Jahr zum 13. Mal in Folge als bestes Rennen des Jahres über die Langdistanz ausgezeichnet.
Sie, liebe Frau Walchshöfer, werden in der Triathlon-Welt als „Grande Dame des Rother Triathlons“ und „Seele der Veranstaltung“ betitelt.
Im Jahr 2022, als der Challenge Roth sein 20. Jubiläum feierte, wurde Ihnen der Bayerische Sportpreis verliehen in der Kategorie – Herausragende Förderung des Sports.
Und im letzten Jahr wurden Sie für Ihr außergewöhnliches Engagement von Herrn Ministerpräsident Dr. Markus Söder mit dem Bayerischen Verdienstorden gewürdigt.
Liebe Frau Walchshöfer,
Ihre fränkische Herkunft und Ihren fränkischen Dialekt haben Sie nie geleugnet – eigentlich wollten Sie als gebürtige Kulmbacherin und langjährige Nürnbergerin gar nicht nach Roth. Zunächst war es die Location Ihrer Hochzeit im Jahr 1971, später das passende Grundstück für das Familienheim. Was für ein Glück – denn nur so konnte das „Wunder von Roth“ entstehen.
Unglaublich, welche Herausforderungen Sie in den letzten 25 Jahren gemeistert, welche Hürden Sie überwunden haben und mit welcher Begeisterung Sie immer noch arbeiten. Befragt man Ihnen nahestehende Personen, so sind die folgenden Attribute charakteristisch für Sie: herzlich, direkt, pragmatisch, fleißig, für die Familie immer da, intelligent, ehrlich, zupackend, diszipliniert, empathisch, agil, kritisch. An Ihrer Wendigkeit bestehen also überhaupt keine Zweifel.
Wie schön, dass Sie trotz der Erfolgsgeschichte des Challenge Roth nicht abgehoben, sondern bodenständig und fränkisch bescheiden geblieben sind. Das überschwängliche Lob, das dem Rother Challenge seit Jahren entgegengebracht wird, nehmen Sie mit dem kurzen, fränkischen „bassd scho“ entgegen. Wärme und Herzlichkeit gepaart mit dem Ihnen eigenen Humor prägen bis heute den Challenge Roth. Mit immer neuen Ideen arbeiten Sie mit Ihren beiden Kindern und dem TEAMCHALLENGE daran, den Wettkampf jedes Jahr noch ein bisschen besser zu machen. Sie verkörpern also auch den typisch fränkischen Witz, das Gewitzt-Sein im Sinne von Erfindungsgeist und Einfallsreichtum.
Wenn man genauer hinschaut, finden sich aber auch einige Widersprüche in Ihrer Person. So war Ihnen die Leidenschaft für den Triathlonsport als ausgebildete Journalistin nicht gerade in die Wiege gelegt. Sie sind in Gesellschaft genauso gerne unterwegs wie alleine zu Hause, tief verwurzelt mit Nürnberg und ihrer Heimatstadt Roth und trotzdem weltoffen. Und als Ausgleich zu dem hektischen Arbeitsleben rund um den Challenge widmen Sie sich der Malerei oder der Töpferei.
Liebe Frau Walchshöfer,
der Triathlon ist in der Region Roth seit Jahrzehnten tief verwurzelt. Für das Wohl „Ihrer“ Athletinnen und Athleten aus aller Welt geben Sie alles. Sie und Ihre Familie repräsentieren Roth und Mittelfranken auf Ihre eigene, unnachahmliche Weise, so dass die Frankfurter Zeitung titelte: „Triathlon in Roth ist wie Tennis in Wimbledon“
Es ist mir eine große Freude, dass ich Ihnen heute für diesen herausragenden Einsatz für den Triathlonsport in Roth und weit darüber hinaus den Frankenwürfel 2025 verleihen darf.
Herzlichen Glückwunsch und herzlich willkommen im Kreise der Gewürfelten!
DR. KERSTIN ENGELHARDT-BLUM
Regierungspräsidentin von Mittelfranken